Der Adelssitz in Tolksdorf erhielt die Handfeste 1344. Der Hof war zu dieser Ordenszeit offenbar durch mehrere Befestigungen im Umkreis gesichert und von einem Wassergraben umgeben. Nach Plänen des brandenburgischen Hofbaumeisters Georg Müller entsstand 1650 ein barockes Gutshaus, das 1827/28 spätklassizistisch um- und ausgebaut wurde. Leider fiel es dem letzten Krieg zum Opfer. Es blieben nur Teile des Gewölbekellers aus dem 16. Jh. unter wucherndem Gestrüpp und das Hoftor übrig.

Im 17. Jh. saßen Vertreter der Familie zu Eulenburg in Tolksdorf, die den Besitz zum Ende dieses Jahrhunderts der Familie v. d. Groeben vermachte. Im Besitz folgte der Oberstleutnant Du Rosey. 1772 erwarb Antoinette Wilhelmine von Bonin (gest. 1782) das Anwesen und heiratete im selben Jahr Philipp Carl Ludwig von Borcke aus Regenwalde in Pommern und in dieser Familie bliebt Tolksdorf durch Maria Agnes zu Dohna, geb. von Borcke, die Frau des letzten Gutsbesitzers, bis zum Ende der deutschen Zeit. Im dreibogigen Hoftor ist ein Borckescher Wappenstein von 1676 eingelassen, der vermutlich aus dem pommerschen Regenwalde hierher kam.

Im 1. Weltkrieg wurde das Herrenhaus nicht in Mitleidenschaft gezogen, angegeblich, weil sich in der Halle ein Bild von Zar Nikolaus I zu Pferde befand, der damals Chef des preußischen 6. Kürassieregiments war.[1]

Im Vorwerk Plutniki – Plötnick stand ein kleineres Herrenhaus als Witwensitz und Beamtenwohnung. Es wurde in der 2. Hälfte des 19. Jhs. gebaut, hat aber nur gut zur Hälfte überlebt. Heute Privatbesitz.

Die zusammen verwalteten Güter Tolksdorf, Plotnick und Groß Altendorf verfü+gten über eine Fläche von 2.138 ha. Tolksdorf allein hatte 872 ha, davon 489 ha Ackerland, 27 ha Wiese, 37 ha Weide und 297 ha Wald und Gewässer. Die leichten bis schweren Böden boten gute Bedingungen für den Anbau von Kartoffeln und Rübern. Dazu gab es eine sehr effektive Saatgutreinigungsanlage. Ein Schwerpunkt der Wirtschaft war die Zucht von Trakehner Pferden, aber auch von Rindern und Schweinen.[2] Zum Pferdebestand gehörten 300 Tiere, 30 Warmblut-Zuchtstuten und ein Deckhengst sowie 20 Zuchtstuten für schwere Arbeitspferde. Die 650 Rinder mit 9 Deckbullen waren im ostpreußischen Herdbuch eingetragen. Die 850 Zucht- und Mastschweine folgten aus der Stammzucht des Deutschen Edelschweins. Außerdem gab es eine Stammzucht von 670 Schafen. Beschäftigt wurden 130 Arbeitskräfte und 20 Männer im Herbst als Saisonarbeiter.[6]

Bis zuletzt wohnte auf Gut Tolksdorf Heinrich Graf zu Dohna, geboren am 15. Oktober 1882 in Waldburg – Capustigall bei Königsberg, der als Teilnehmer an der Widerstandsbewegung gegen Hitler am 14. 9. 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde.

Schon im Ersten Weltkrieg war Graf zu Dohna ab 1914 Generalstabsoffizier und wirkte u. a. in der Operationsabteilung des Großen Generalstabs unter Hindenburg und Ludendorff. Nachdem er noch 1919 in der Baltischen Landwehr gegen die Bolschewisten gekämpft hatte, reichte er im Herbst desselben Jahres seinen Abschied ein und widmete sich seitdem öffentlichen und kirchlichen Aufgaben in Ostpreußen. Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernahm er 1925 die erfolgreiche Bewirtschaftung von Gut Tolksdorf. Seine landwirtschaftlichen Kenntnisse hatte er sich – wie Alexander zu Dohna – in Littschen bei Herrn Görg verschafft. In der Zeit, in der Heinrich zu Dohna hier wirtschaftete, zählte das Gut zu den besten Pferdezuchtzentren Ostpreußens.[3] Auf dem kirchlichen Sektor gehörte Heinrich zu Dohna der Bekennenden Kirche an und wurde Mitglied im ostpreußischen Bruderrat, der Not-Kirchenleitung der Bekennenden Kirche.[4]

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war er Chef des Stabes beim Abschnitt Mitte, dann Corpschef in Frankreich, Norwegen und Finnland. Als Generalmajor und Chef beim stellvertretenden Generalkommando in Danzig nahm er 1943 seinen Abschied. Die Verschwörer hatten ihn als Oberpräsidenten von Ostpreußen vorgesehen. Die Bitte, für dieses Amt zur Verfügung zu stehen, überbrachte damals Marion Gräfin Dönhoff.

Seine Frau Maria-Agnes zu Dohna-Schlobitten, geb. von Borcke (1895 – 1983) und Erbin von Tolksdorf wurde zusammen mit ihrem Mann am 21. Juli 1944 verhaftet, überlebte aber im Konzentrationslager Ravensbrück. Ebenfalls verhaftet und vorrübergehend inhaftiert wurden zwei zufällig im Haus anwensende Kinder. Carl-Albrecht Graf zu Dohna-Schlobitten a. d. H. Tolksdorf, geboren 1921, fiel im August 1941.[5]

[1] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser II, S. 716 ff
[2] Lothar Graf zu Dohna, Unbeschwerte Zeit, Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen, 2015, S. 32
[3] Maria Skribinska, Aus Dietrich Emil wurde Tadeuxz, Masurische Storchenpost Mai 2009, S. 14
[4] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser II, S. 638
[5] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser I, S. 300/302
[6] Fabian Graf zu Dohna in Bildarchiv-Ostpreussen.de

Weitere Beträge

Finckenstein (Kamieniec)

Das Dorf nahe dem Gaudensee wurde 1339 erstmals urkundlich als „Hawirsdorf“ erwähnt, woraus sich bald der Name Habersdorf entwickelte. Nach der Umwandlung des Ordensstaates in ein Herzogtum übereignete Herzog Albrecht seinem Freund und Vertrauten Georg von Polentz,...

Schlobitten Briefmarke

Ein Fundstück aus dem Internet: Diese Briefmarken Exemplare sind leider nie gedruckt worden, sondern ein Entwurf des Bloggers Christian Adam. Wir finden es eine gelungene Idee und würde sofort welche bestellen!

Schlodien (Gladysze)

Die Besitzung Schlodien wurde 1643 von Erhard Werner aus einer adligen prußischen Familie wegen hoher Schuldforderungen an Achatius II. zu Dohna (1581 – 1647) und Friedrich d. Ä. zu Dohna (1619 – 1688) abgetreten und 1654 in brüderlicher Teilung der Linie Bochertsdorf...

Wundlacken

Der Ort Wundlacken mit dem Gut südlich von Königsberg unweit südlich des Haffarms existiert nicht mehr und besitzt wohl auch keinen russischen Namen. Ludwig Burggraf und Graf zu Dohna-Lauck (1733 – 1787) war verheiratet mit der Gräfin Caroline aus dem reichen Haus der...

Mohrungen (Moraq)

Das Dohna-Schlösschen Peter zu Dohna (1483 – 1553) wurde 1525 Amtshauptmann von Mohrungen und wohnte in der Ordensburg. Amt und Burg Mohrungen war von 1527 bis 1573 und nochmals im 17. Jh. an die Dohnas verpfändet. Der Amtshauptmann Achatius zu Dohna (1533 – 1601),...

Schlobitten (Slobity)

Der Name des Ortes ist prußischen Ursprungs. Die Slobita, Slobithe, Slobuthe waren Prußische Edle saßen hier, aber man weiß nichts Näheres über sie. Ihre Ländereien übertrug der Orden einer Familie Landgreff und dann einer Familie Haubitz. Im Jahr 1525 fiel die...

Zeitzeuge Bruno Behrendt berichtet

Erzählungen aus Sicht einer Familie, die über Generationen in treuer Verbundenheit für die Dohnas gearbeitet hat. – Über das Kontaktformular unserer Webseite erreichen uns immer wieder interessante Anfragen. Diese hier hat mich ganz besonders berührt: Im Mai 2018...

Lauck (Lawki)

Die Handfeste des Ortes ist von 1376. Das Dorf macht einen recht malerischen Eindruck. Außenmauern, Ostgiebel und Turmunterbau der 1945 zerstörten Kirche aus dem letzten Viertel des 14. Jhs. kann man noch sehen. Dohna-Lauck gehörte mit Dohna-Schlobitten,...

Waldburg Capustigall

Die nachfolgenden Ausführungen gehen maßgeblich zurück auf das Buch von Hans Graf zu Dohna „Waldburg-Capustigall“ , 2. Auflage 2009, erschienen im C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn, ISBN 978-3-7980-0607-2 Von den Gutsgebäuden und vom Dorf in Waldburg steht kein...

Graviertes Straussenei Lampe mit Wappen

Die Firma Eilicht in Berlin, graviert Motive auf Strausseneiern. In Ihrem Webshop findet man auch zwei Auftragsarbeit aus unserer Familie. Wer also noch ein originelles Hochzeitsgeschenk sucht, kann hier fündig werden.