Im 17. Jh. saßen Vertreter der Familie zu Eulenburg in Tolksdorf, die den Besitz zum Ende dieses Jahrhunderts der Familie v. d. Groeben vermachte. Im Besitz folgte der Oberstleutnant Du Rosey. 1772 erwarb Antoinette Wilhelmine von Bonin (gest. 1782) das Anwesen und heiratete im selben Jahr Philipp Carl Ludwig von Borcke aus Regenwalde in Pommern und in dieser Familie bliebt Tolksdorf durch Maria Agnes zu Dohna, geb. von Borcke, die Frau des letzten Gutsbesitzers, bis zum Ende der deutschen Zeit. Im dreibogigen Hoftor ist ein Borckescher Wappenstein von 1676 eingelassen, der vermutlich aus dem pommerschen Regenwalde hierher kam.
Im 1. Weltkrieg wurde das Herrenhaus nicht in Mitleidenschaft gezogen, angegeblich, weil sich in der Halle ein Bild von Zar Nikolaus I zu Pferde befand, der damals Chef des preußischen 6. Kürassieregiments war.[1]
Im Vorwerk Plutniki – Plötnick stand ein kleineres Herrenhaus als Witwensitz und Beamtenwohnung. Es wurde in der 2. Hälfte des 19. Jhs. gebaut, hat aber nur gut zur Hälfte überlebt. Heute Privatbesitz.
Die zusammen verwalteten Güter Tolksdorf, Plotnick und Groß Altendorf verfü+gten über eine Fläche von 2.138 ha. Tolksdorf allein hatte 872 ha, davon 489 ha Ackerland, 27 ha Wiese, 37 ha Weide und 297 ha Wald und Gewässer. Die leichten bis schweren Böden boten gute Bedingungen für den Anbau von Kartoffeln und Rübern. Dazu gab es eine sehr effektive Saatgutreinigungsanlage. Ein Schwerpunkt der Wirtschaft war die Zucht von Trakehner Pferden, aber auch von Rindern und Schweinen.[2] Zum Pferdebestand gehörten 300 Tiere, 30 Warmblut-Zuchtstuten und ein Deckhengst sowie 20 Zuchtstuten für schwere Arbeitspferde. Die 650 Rinder mit 9 Deckbullen waren im ostpreußischen Herdbuch eingetragen. Die 850 Zucht- und Mastschweine folgten aus der Stammzucht des Deutschen Edelschweins. Außerdem gab es eine Stammzucht von 670 Schafen. Beschäftigt wurden 130 Arbeitskräfte und 20 Männer im Herbst als Saisonarbeiter.[6]
Bis zuletzt wohnte auf Gut Tolksdorf Heinrich Graf zu Dohna, geboren am 15. Oktober 1882 in Waldburg – Capustigall bei Königsberg, der als Teilnehmer an der Widerstandsbewegung gegen Hitler am 14. 9. 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde.
Schon im Ersten Weltkrieg war Graf zu Dohna ab 1914 Generalstabsoffizier und wirkte u. a. in der Operationsabteilung des Großen Generalstabs unter Hindenburg und Ludendorff. Nachdem er noch 1919 in der Baltischen Landwehr gegen die Bolschewisten gekämpft hatte, reichte er im Herbst desselben Jahres seinen Abschied ein und widmete sich seitdem öffentlichen und kirchlichen Aufgaben in Ostpreußen. Nach dem Tod seines Schwiegervaters übernahm er 1925 die erfolgreiche Bewirtschaftung von Gut Tolksdorf. Seine landwirtschaftlichen Kenntnisse hatte er sich – wie Alexander zu Dohna – in Littschen bei Herrn Görg verschafft. In der Zeit, in der Heinrich zu Dohna hier wirtschaftete, zählte das Gut zu den besten Pferdezuchtzentren Ostpreußens.[3] Auf dem kirchlichen Sektor gehörte Heinrich zu Dohna der Bekennenden Kirche an und wurde Mitglied im ostpreußischen Bruderrat, der Not-Kirchenleitung der Bekennenden Kirche.[4]
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war er Chef des Stabes beim Abschnitt Mitte, dann Corpschef in Frankreich, Norwegen und Finnland. Als Generalmajor und Chef beim stellvertretenden Generalkommando in Danzig nahm er 1943 seinen Abschied. Die Verschwörer hatten ihn als Oberpräsidenten von Ostpreußen vorgesehen. Die Bitte, für dieses Amt zur Verfügung zu stehen, überbrachte damals Marion Gräfin Dönhoff.
Seine Frau Maria-Agnes zu Dohna-Schlobitten, geb. von Borcke (1895 – 1983) und Erbin von Tolksdorf wurde zusammen mit ihrem Mann am 21. Juli 1944 verhaftet, überlebte aber im Konzentrationslager Ravensbrück. Ebenfalls verhaftet und vorrübergehend inhaftiert wurden zwei zufällig im Haus anwensende Kinder. Carl-Albrecht Graf zu Dohna-Schlobitten a. d. H. Tolksdorf, geboren 1921, fiel im August 1941.[5]
[1] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser II, S. 716 ff
[2] Lothar Graf zu Dohna, Unbeschwerte Zeit, Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen, 2015, S. 32
[3] Maria Skribinska, Aus Dietrich Emil wurde Tadeuxz, Masurische Storchenpost Mai 2009, S. 14
[4] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser II, S. 638
[5] Lothar Graf zu Dohna, Die Dohnas und ihre Häuser I, S. 300/302
[6] Fabian Graf zu Dohna in Bildarchiv-Ostpreussen.de