Schlobitten (Slobity)

Dohna Schlösser, Schlobitten

Der Name des Ortes ist prußischen Ursprungs. Die Slobita, Slobithe, Slobuthe waren Prußische Edle saßen hier, aber man weiß nichts Näheres über sie. Ihre Ländereien übertrug der Orden einer Familie Landgreff und dann einer Familie Haubitz. Im Jahr 1525 fiel die Begüterung an Peter zu Dohna (1483 – 1553) und von 1589 bis 1945 befand sich hier der Hauptsitz der Linie zu Dohna-Schlobitten.

Die ersten Dohnas wohnten im sogenannten „Neuen Haus“, errichtet unter Achatius zu Dohna (1533 – 1601). Teile des gewölbten Kellers aus dem 16. Jh. wurden in den späteren Bau integriert. Der nachfolgende Landsitz im Stil der Renaissance nach niederländischen Vorbildern des 17. Jhs. entstand 1621 – 1624 unter Abraham zu Dohna (1579 – 1631), Festungsbaumeister und daher selbst zur Planung befähigt. Abraham zu Dohna ließ bereits 1627 einen einstöckigen Saal für seine umfangreiche Bibliothek anbauen. Das Haus wurde schon recht bald von den Schweden zerstört, aber wieder notdürftig aufgebaut und bildete später das Mittelstück der barocken Erweiterung.

An dem hochbarocken Neubau eines Schlosses, in Auftrag gegeben von dem späteren Feldmarschall Alexander zu Dohna (1661 – 1728), an dem von 1696 – 1736 gebaut wurde und der in der Hauptsache 1713 fertig gestellt war, war zunächst der Baumeister Jean Baptist Broebes (1660 – nach 1720) verantwortlich, damals Festungsbaumeister in Pillau, der den Generalplan für die Schlossanlage entwarf und 1695 – 1698 den Ostflügel baute. Ab 1704 übernahm Johann Caspar Hindersin (1677 – 1738) die Bauleitung. Er wurde unterstützt von dem Königsberger Schlossbaumeister und Leiter des ostpreußischen Bauwesens Joachim Ludwig Schultheiß von Unfried (1678 – 1753) als Obergutachter mit dem Ergebnis, dass der Mitteltrakt um ein niedriges Geschoss unter einem Mansarddach aufgestockt wurde. [2] Man baute an das vorhandene Gebäude einstöckige seitliche Galerien an, an die senkrecht zum Schloss Seitenflügel angefügt wurden. Als Besonderheit verzichtete man auf den zentralen repräsentativen Schlosseingang und ersetzte diesen durch zwei symmetrische Eingänge neben den Galerien.

Das Ergebnis war eines der ostpreußischen Königsschlösser, so genannt, weil sie die Aufgabe hatten, dem preußischen König bei seinen Reisen durch die Provinz als angemessene Herberge zur Verfügung zu stehen.

Unter den alten Linden, gepflanzt 1625, die in Reihen auf das Schloss zuführten und von denen einige überlebten, lustwandelte einst auch Friedrich Ernst Daniel Schleiermacher (1768 – 1834), als er in jungen Jahren von 1790 – 1793 Hauslehrer auf Schlobitten war.

Während der Eroberung Preußens durch Napoleon machte für kurze Zeit Marschall Bernadotte 1807 das Schloss zu seinem Hauptquartier. Letztlich nahm Kaiser Wilhelm II. hier häufig seinen Aufenthalt, wenn er jedes Jahr zu den Jagden Fürst Richards zu Dohna anreiste.

Gegenüber dem Schloss, durch 2 Teiche – ehemalige , Festungsgräben – getrennt, über die eine Steinbrücke führt, wurden zum Baustil passende Wirtschaftsgebäude – Brennerei und Brauerei – errichtet. Der Marstall mit barockem Turm und Glockenuhr befand sich auf der östlichen Seite des geschlossenen Hofes.

Zum Besitz Schlobitten gehörten noch die Herrenhäuser in PrökelwitzDavids (seit 1730), Kielmy – Coellmen (nach 1845) und Bielica – Behlenhof (seit 1845). Coellmen wurde von Richard zu Dohna-Schlobitten (1807 – 1894) erworben. Als sein Sohn Richard (1843 – 1916) hier seinen Hausstand gründete, verlängerte man das ursprünglich siebenachsige Hause um drei Achsen. Zuletzt wohnte dort der Gutsinspektor. Das Haus soll erhalten sein. Behlenhof war eine Erwerbung von Carl zu Dohna-Schlodien (1814 – 1890) Sein Sohn Achatius zu Dohna (1859 – 1933) verkaufte das Anwesen 1905 an Richard Fürst zu Dohna-Schlobitten (1872 – 1918) und dessen verwitwete Schwiegertochter nutzte den Erlös aus dem Verkauf 1930 zur Finanzierung des Erwerbs von Grünwalde in Masuren durch ihren Sohn Victor Adalbert. Das Haus ging am Ende des zweiten Weltkriegs zu Grunde. [1]

Nachdem das Schloss unbeschadet über die Jahrhunderte gekommen und ein Sammelort für die verschiedensten kulturellen Schätze der Dohnas geworden war, brachte die Eroberung Ostpreußens durch die Rote Armee im 2. Weltkrieg, in Schlobitten am 23. Januar 1945, die weit verbreitete Demolierung und Zerstörung durch Brandstiftung. Die Ruinen der Seitenflügel wurden abgetragen, die Außenwände des Haupthauses stehen noch. Marstall und Brauerei im Nordosten wurden im Frühjahr 1945 von Fliegerbomben getroffen und die Ruinen nach dem Krieg abgeräumt. Es existiert noch das ehemalige Branntweinhaus, errichtet 1704/05. Es wird aber nicht mehr bewirtschaftet und verfällt.

Weitere Einzelheiten und viele Bilder zum Schloss Schlobitten siehe Wulf D. Wagner, Stationen einer Krönungsreise – Schlösser und Gutshäuser in Ostpreußen, Berlin 2001. Kontakt über wurfdwagner@compuserve.de Außerdem siehe das Buch von Alexander Fürst zu Dohna-Schlobitten: „Erinnerungen eines alten Ostpreußen“ und das mit einem Geleitwort von Carl Jacob Burckhardt versehene Werk „Das Dohnasche Schloss Schlobitten in Ostpreußen“ mit über 400 Abbildungen (Kohlhammer-Verlag, Stuttgart).

Schlobitten Animation: Die königliche Mittelstube


Im Aufrag des Familienverbandes erstellt von Bone Buddrus.

Ruine 2015

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